Septemberzeilen

Liebe Freund:innen der guten Schokolade,

die Zeit ist im Nu vorbeigeflogen, der Sommer klammert hartnäckig. Wir in der Schokoladenbranche schauen akribisch aufs Thermometer und warten höchst vorfreudig darauf, dass die Hitze nachlässt, um den Bestellknopf drücken oder die Produktionsgerätschaften wieder anwerfen zu können. Diesen unsäglichen Temperaturen zufolge kann ich in diesen Zeilen nur halbgute Nachrichten verkünden: die Planung ist in vollem Gange, die Lieferungen müssen aber leider noch etwas warten. Die nächste Ausgabe der Tafelpost steht dennoch bereits fest, und die Verkostungstermine für die neue Saison sind auch da. Ich wünsche uns allen noch ein bisschen Durchhaltevermögen, die gute Schokolade naht heran! 

Die Tafelpost-Ausgabe Brot und Schokoladenspiele wird sich der Bedeutung von Schokolade in Bäckereien und Patisserien widmen und führt Schokoladentafeln vor, in denen Backwaren als geschmacksgebende Zutaten eingearbeitet wurden. Beide Handwerke, die Schokoladenfertigung und die Backkunst, erfordern viel Aufmerksamkeit, beste Rohstoffe und die aufrichtige Haltung, die Qualität nicht der Quantität zu opfern. Als Herzstück von pain au chocolat, Schokoladenkuchen oder Eclair beginnen diese Erzeugnisse erst dann zu leben, wenn die Schokolade nicht als beliebige Zutat eingesetzt wird, sondern wenn sie als charaktergebend verstanden wird. Schokoladentafeln wiederum haben es ebenfalls auf gute Backwaren abgesehen. Salziges Sauerteigbrot oder buttrige Croissants steuern weitere Dimensionen im Geschmack und in der Textur bei. Das Butterbrot oder die Nachmittagsmehlspeise halten Einzug in die guten Schokoladentafeln und locken mit ihren eigenen süßen Reizen

Versanddatum ist der 27. September (wenn alles gut geht und die Lieferungen bis dahin alle eingetrudelt sind). Bestellungen nehme ich gerne direkt unter hello@tafelkuratorin.net oder im Webshop entgegen

Auch das Dauersortiment wird mit bekannten und mit neuen Schokoladentafeln Ende des Monats zurückkehren. Sobald diese versandbereit sind, werde ich wieder Wortlaut über diesen Newsletter geben.

Ich konnte die Preise für die Tafelpost und die Tafelrunden soweit halten. Einige Schokoladenmanufakturen haben ihre Preise anpassen müssen, analog werde ich da beim Standardsortiment ein bisschen angleichen müssen.

Die Tafelrunden und ihre Themen sind ebenfalls fixiert.

Schokoladenbezogenes kam in den letzten Monaten bei mir selbstverständlich nicht zu kurz. Wie angekündigt habe ich auf der langen, frühsommerlichen Italien-Reise einen Manufaktur-Besuch bei Karuna in Feldthurns eingeplant (das wäre ohne ja nicht zu verkraften gewesen), und das Gespräch mit Armin habe ich zusammengefasst. Ganz nebenbei wurde ich dort mit einer erwachsenen Version einer Kindheitssüßigkeit versöhnt.

Eher per Zufall bin ich Meran dann bei 58Chocolate reingestolpert, die mir als Manufaktur zwar bekannt waren, ich hatte mich mit dem Schaffen von Rene Romen zuvor aber noch nicht auseinandergesetzt. Wir haben uns an einem verregneten Mai-Vormittag in seinem fast versteckten Geschäft über den starken Zusammenhalt der Handwerksschokoladenmacher:innen unterhalten. Eine kurze Replik und eine Verkostungsnotiz zur Ziegenmilch-Tafel (ja — Ziegenmilch!) ging mir leicht von den Fingern.

Weiters wurden zwei Tafeln verkostet, die so etwas wie einen Kultstatus genießen: die Old School Milk von Soma chocolatemaker und die Salted Egg Cereal von Fossa. Puristisch begeisterte mich auch die Letterpress Costa Rica Hazienda Azul

Obwohl ich keine Brownies mag, hab ich für eine Geburtstagsfeier der Mehrheit nachgegeben und die Gäste mit eben solchen versorgt. Das Rezept ist ganz klassisch (dicht und satt und keinesfalls kuchig) wie es im (Dandelion Chocolate Koch-)Buche steht.

Ansonsten berichte ich an dieser Stelle wie immer über Angelegenheiten, die mich erfreut haben. 

  • Müsste ich die größte Freude nennen, wäre es ungeschlagen der Traunsee, wo ich im Juli ein paar entspannte Tage und ein paar sehr frische Seeschwümme genossen habe

  • Als Nicht-Sommerperson war ich viel im Kino, dort ists nämlich immer angenehm temperiert. Weil es den Rahmen sprengen würde, beschränke ich mich auf die absoluten Kinohighlights: 

    das georgische, entzückende Amsel im Brombeerstrauch, über die verliebte Etero, die ihren Eigensinn und ihre Unabhängigkeit vor sich trägt, führt ungeschlagen die Liste an

    dicht gefolgt von Ein kleines Stück vom Kuchen, bei dem ich mich gefragt habe, ob ich in einem Film schon einmal gleichzeitig so viel gelacht und geweint habe

    aber schon wieder dicht auf den Fersen ist Alice Rohrwachers La chimera, eine Geschichte über etruskische Grabräuber, die vereinnahmend schöne Stimmung ich gerne beschreiben würde, aber mir fehlen die Worte

    Love lies bleeding war eine wilde, richtig supere Fahrt

    und bei Irdische Verse blieb mir das Lachen im Hals stecken

  • Den Etna hab ich endlich bestiegen und es war auf ganzer Weise berührend.

  • Dass Benjamin Clementine an meinem Geburtstag ein Konzert gegeben hat, kann kein Zufall gewesen sein. Diese Stimme! Diese Eleganz!

  • Gekocht und verkostet und gespeist wurde einiges:

    Die Saison dafür ist zwar leider schon vorbei, aber auf der Reise hab ein neues fantastisches Gemüsegericht kennengelernt: Vignarola! Da kann man sich aber mit allerhand Tiefkühlware durchhelfen

    Meera Sodha’s Pomegranate Lentils + Whipped Tahini hab ich mit Beluga-Linsen nachgekocht und empfehle es eindringlich 

    Katharina Seisers Zitronenhupf

    Dirndl-Oliven — im Salzkammergut gegessen und zurück zuhause gleich selber nachgemacht

  • Luvi Fermente — weils ja auch gleich ums Eck beim Traunsee war, hab ich mich mit deren köstlichen Misos eingedeckt. 

  • Und noch mehr Miso, aber aus Wien — Wiener Misos Sonnenblumenkern-Miso ist eine Köstlichkeit sondergleichen

  • Für den Brotjob war ich auf der Netzwerk-Recherche Jahreskonferenz in Hamburg und hab dort auf einem Panel über Journalismus-Förderungen gesprochen, und in Wien haben wir die erste Lange Nacht des Journalismus mit donnerendem Erfolg veranstaltet.

Mit einem Kakaobussi sag ich vorerst wieder adieu
Carina

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Zu Besuch bei: Karuna Chocolate