Bessere Schokoladengeschenke

Suchanfragen für Geschenkideen haben mir noch selten weitergeholfen. Sehr gerne habe ich es aber immer, wenn Internetpersonen, an denen ich inhaltlichen, kulinarischen oder stilistischen Gefallen finde, solche gift guides veröffentlichen. Nun dachte ich also serviceorientiert, dass es vielleicht hilfreich sein könnte, meine Schokoladenaffinität in einer solchen Hilfestellung zusammenzufassen, und Denkanstöße zu geben, wie man eine „Schokoladenperson“ gut beschenken kann.

Schokoladentafeln

Es fühlt sich fast banal an, das auszuschreiben, aber klarerweise freut sich die beschenkte Person über gute Schokoladentafeln. Schöner wird es aber gleich, wenn man in der Auswahl eine gewissen Leitgedanken hineinbringt.

Das könnte etwa sein, Tafeln aus Manufakturen, wohin die Person gerne reist (oder reisen würde), zu verschenken — also beispielsweise eine skandinavisch inspirierte Auswahl, oder eine frankophile Selektion. Ähnlich kann man Tafeln auswählen, die aus Kakaobohnen gefertigt sind, die in jenen Ursprungsländern angebaut werden, die als Reisedestinationen oder Sehnsuchtsorte in den Köpfen leben.

Ein ebenfalls interessantes Motiv könnten bestimmte kulinarische Vorlieben sein. So gibt viele spannende Schokoladentafeln, die mit weiteren Zutaten brillieren.

Den Tee- und Kaffeetrinker:innen kann hier eine große Freude gemacht werden mit Matcha-, Earl Grey-, Hojicha-Tafeln und viele bean-to-bar Manufakturen haben Aromatafeln mit Spezilitätenkaffee im Portfolio (single origin als Beschreibung für die Herkunft der Bohnen ist ja in beiden Bereichen wiederzufinden). Beide Kombinationen von Schokolade mit verschiedenen Tees und Kaffees funktionieren sehr gut.

Auch mit diversen Wein- und Spirituosenzugaben gibt es viele bereichernde Tafeln. Da geht es über die simple Zugabe dieser Komponenten zur Kakaomasse hinaus. Manufakturen reifen Kakaobohnen in alten Wein- oder Spirituosenfässern, oder lassen die Kakaobohnen direkt in Wein, Rum, Bier oder Whiskey vor der Weiterverarbeitung zu Schokolade ziehen. 

Beliebt ist die Einbeziehung von Schärfe und besonderen Noten von Chili und Pfeffer, das kann von rauchigem Chipotle aber auch von fruchtigem Voatsiperifery-Pfeffer reichen. 

Für die Zitrus-Ultras gibt es sehr viel fantastische Auswahl. 

Gebäckliebhaber:innen kann ein Vergnügen ist bestimmt mit den entzückenden Croissant-, Panettone- oder Sauerteigbrotbrösel-Tafeln eine Überraschung bereitet.

Man kann aber auch experimenteller werden und sich auf die Suche nach Schokolade machen, die mit ungewöhnlich anmutenden zusätzlichen Aromen spielen. Viele Manufakturen interpretieren lokale Geschmäcker in ihren Tafeln neu, da wird dann ugandischer Kaffee, ungarischer Paprika, Stechginster von Cornwall Küsten, norwegischer Braunkäse, schwedische Fichtentriebe oder lithauischer Kefir eingearbeitet.

Eine Bescherung für Veganer:innen im Zeichen von tierproduktfreien Milch- und Weißen Tafeln von bean-to-bar Manufakturen bietet viele Möglichkeiten. Da gibt es eine große Menge an wirklich tollen Schokoladen.

Besonders im Schenken von Schokoladentafeln kann sich jedes Budget wiederfinden, und ich persönlich finde, dass es für eine liebenswerte Aufmersamkeit spricht, wenn es einen Übergedanken in den ausgewählten Tafeln gibt. Außerdem haben die schönen Verpackungen und Gießformen von craft chocolate ihren eigenen Liebreiz.

Schokoladenbezug

Ergänzend zur Tafelselektion wäre es auch aufmerksam, ein schönes Notizbuch zu überreichen, das Platz bietet für Verkostungsnotizen und Gedanken. 

Eine handgemachte Tasse aus einer kleinen Keramikmanufaktur und dazu eine Packung Schokoladenraspeln für eine tolle Heiße Schokolade ist ein schönes Präsent.

Den Wissensaffinen ist auch mit Fachliteratur eine Freude zu machen, die Hintergründe zur Geschichte, zur Herstellung und zur Verkostung bieten. Da könnte man über den Tellerrand hinausdenken und Grundlagenwerke zu Aromatheorie und Foodpairing schenken.

Einer Schokoladenmanufaktur einen Besuch abzustatten, die meistens ein eigenes Café und/oder Shop betreiben und oft (aber nicht immer!) Führungen anbieten, bei einem Ausflug im Umkreis oder bei einem nächsten Urlaub gebe ich auch als Geschenksgedankenanstoß mit.

Wer die Spendierhosen anhat und es mit einer wirklichen Schokoladenperson wie meiner Wenigkeit zu tun hat, könnte sich überlegen, einen Weinkühlschrank für die sichere Lagerung der ja oftmals recht kostspieligen Tafeln.

Nicht-Geschenke

Bestimmt ist es eine Stilfrage, bestimmt gibt es Personen, die Gefallen daran finden und bestimmt gibt es auch Schöngemachtes in diesem Feld, jedenfalls: bitte einen kilometerweiten Abstand halten von „Schoki“-Ramsch in Form von Tassen, Wandbildern, Kalendern usw. mit Möchtegern-lustigen Sprüchen wie „All you need is chocolate“ oder „Keep calm and eat chocolate“ drauf. Nein. Das Prinzip gilt auch für Schokoladentafeln, die derartig beschriftet sind, in aller Regel ist da nämlich Billigware drinnen verpackt.

Der Hinweis darauf, dass Qualität im Vordergrund stehen sollte, ist redundant, dennoch möchte ich es im Zusammenhang von zu vermeidenden Geschenken gesagt haben. Allen Schokoladenmarken, die Geld für Fernsehwerbungen und Straßenplakate haben, gehe man aus dem Weg, und mit sehr wenigen Ausnahmen ist auch das, was im Supermarktregal zu finden ist, dort stehen zu lassen. Stattdessen widme man sich der gewissenhaften Recherche von kleinen Manufakturen, die mit qualitätsvollen, fair bezogenen Herkunftsbohnen arbeiten und den Herstellungsprozess unter eigener Kontrolle haben. Suchwörter wie bean to bar chocolate und craft chocolate können helfen. Natürlich gibt es auch spezialisierte Shops als physische und digitale Anlaufstellen. 

Ich möchte mit diesem Beitrag gar keine Werbung für mein eigenes Angebot machen (da werdet ihr ohnehin hoffentlich bei den Verkostungsrunden, der Tafelpost und im Onlineshop fündig mehr geht es mir darum, einerseits (wie immer) der Industrieware den Gar auszumachen, und eine Anregung zu bieten für sinnhaftes Schenken. Im bean-to-bar Schokoladenbereich gibt es so viel Gutes, im kulinarischen Sinn, aber auch mit einem Bewusstsein dafür, was kleine Unternehmer:innen großartiges leisten für den Gaumen und die Umwelt. Das Geschenk kann viel mehr erzählen, als eine charakter- und geschmackslose Tafel in quadratischen Formen oder in lila Verpackungen.

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Tafelnotiz: Bare Bones Philippines 70%